Augsburg/Starnberg, 23.06.2009 (
pca
).
Auf die
Caritas kommt sehr viel Arbeit zu. „Der Kreis der Armen wird in unserem Land
massiv zunehmen“, so Augsburgs Diözesan-Caritasdirektor Prälat Peter C. Manz.
In einem leidenschaftlichen Vortrag aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des
Kreis-Caritasverbandes Starnberg
reihte
der Augsburger Domkapitular eine offizielle statistische Zahl nach der anderen aneinander,
um die Notwendigkeit des karitativen Engagements zu unterstreichen. Die Frage
der Armut könne allerdings nur dann richtig beantwortet werden, „wenn wir sie
an den Maßstäben unserer Gesellschaft messen, wo die Menschen auch leben.“
Zwei Millionen Bürgerinnen und
Bürger könnten trotz Vollbeschäftigung nicht von ihrem Einkommen leben. 22
Prozent aller Beschäftigten bzw. über sechs Millionen arbeiten im
Niedriglohnsektor. „Das sind 40 Prozent mehr als 1995!“ In keinem anderen
EU-Land arbeiten demnach so viel Menschen im Niedriglohnsektor wie in
Deutschland. Die Zahl der Leiharbeiter stieg von 2003 bis 2008 mit 800.000
Leiharbeitern auf das Doppelte.
Die
Mittelschicht, „die klassische Stütze unserer Gesellschaft“, sei in den
vergangenen Jahren um fünf Millionen Menschen geschrumpft. Die Zahl der von
Armut betroffenen Kinder und Jugendlichen stieg rapide von 2004 bis 2009 um das
Doppelte auf 2,5 Millionen. „Wie soll unter diesen Voraussetzungen ein Mensch
Geld für seine Alterssicherung zurücklegen oder gar daran denken, eine Familie
zu gründen?“
Damit Armut sich nicht noch mehr
verfestigt, forderte der Augsburger Diözesan-Caritasdirektor die
Verantwortlichen in der Politik dazu auf, „die Bildung zu forcieren und
insbesondere von Armut betroffene Familien stärker zu begleiten.“ Es sei
deshalb für ihn ein grundlegender Fehler mit weit reichenden negativen Folgen
gewesen, „dass von 1998 bis 2006 die Stellen in der Jugendarbeit um 40 Prozent
eingespart wurden.“
Gleichwohl sieht Manz die
Schwierigkeit der öffentlichen Hand, sich selbst stärker finanziell zu
engagieren. Die Bundesregierung rechne nämlich mit Steuerausfällen in Höhe von
316 Milliarden Euro bis 2013. „Das darf aber nicht der Anlass für uns sein, zu
schweigen“, so der Augsburger Prälat. „Wir werden auch weiterhin unsere Stimme
für die Armen in unserer Gesellschaft erheben, so wie wir als Caritas bereits
vor Jahren vor der wachsenden Armut gewarnt haben.“